Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT)

Eine DBT ein bisschen so, als wollte man im Sturm ein Zelt aufbauen.

Die DBT ist ein von Marsha Linehan in 1980er Jahren in den USA entwickeltes Therapieverfahren, das sich speziell an Menschen mit Borderline-Störung richtet. Inzwischen gilt die DBT als das am besten wissenschaftlich abgesicherte Behandlungsverfahren der Borderline-Störung. Sie geht davon aus, dass eine gestörte Emotionsregulation im Zentrum der Störung steht, die zu zahlreichen Konsequenzen wie Suizidversuchen, Selbstverletzungen, Essstörungen und einer ausgeprägten Selbstwertproblematik führt. Neuere Forschungsergebnisse rücken auch die Störungen der Sozialen Interaktion und der Identität in den Fokus der Aufmerksamkeit.

DBT wird in Deutschland sowohl ambulant als auch im stationären Bereich an vielen Kliniken angeboten. Sie besteht aus vier Modulen: der Einzeltherapie, dem Skillstraining in der Gruppe, der Telefonberatung und der Supervision.

Marsha Linehan hat 8 Grundannahmen formuliert für die Therapie, die sehr wichtig in der DBT sind. Damit will sie den üblichen Vorurteilen gegenüber Borderline-Patienten/innen entgegentreten. Die Grundannahmen sollen zum Nachdenken anregen und zu einer Auseinandersetzung mit der eigenen therapeutischen Haltung.

Die Patientinnen geben sich wirklich Mühe.

Die Patientinnen wollen sich ändern.

Die Patientinnen müssen noch mehr Anstrengung und Motivation an den Tag legen, um sich zu ändern.

Die Patientinnen haben zwar nicht alle ihre Schwierigkeiten selbst herbeigeführt, aber sie müssen sie trotzdem selbst lösen.

Das Leben einer suizidalen Borderline-Patientin ist in dieser Form unerträglich.

Die Patientinnen müssen in allen relevanten Lebensbereichen neue Verhaltensweisen erlernen.

Die Patientinnen können in der Therapie
nicht versagen.

Therapeuten von Borderline-Patientinnen brauchen Unterstützung.

Entnommen aus Linehan, Marsha (1996). 
Dialektische-Behaviorale Therapie der Borderline-Persönlichkeitsstörung. CIP Medien Verlag.

Zu Beginn der Behandlung wird üblicherweise ein Vertrag ausgehandelt, der der Therapie einen Rahmen gibt, gemeinsame Ziele definiert und auch die Grenzen der Therapie aufzeigt. Die „Verhandlung“ dieser gemeinsamen Vereinbarungen kann mehrere Stunden in Anspruch nehmen. Sie geben die Richtung der Therapie vor und sind daher entscheidend für alles Folgende.

Typisch für die DBT ist die sogenannte Hierarchisierung der Probleme des/r Patienten/in. So geht es nach der Vorbereitungsphase (Aufklärung, Diagnostik, Vertrag, Analyse der problematischen Verhaltensweisen) in der ersten Therapiephase darum, schwere Probleme auf der Verhaltensebene in den Griff zu kriegen (wie z.B. Umgang mit Suizidalität). Erst wenn auf dieser Ebene Fertigkeiten (Skills) erlernt wurden, die eine stabile Verhaltenskontrolle möglich machen, werden in der zweiten Therapiephase die Probleme mit den zugrundeliegenden Emotionen bearbeitet.

Die DBT umfasst ein weites Spektrum an therapeutischer Methodik (Verhaltenstherapie, kognitive Therapie, Gestalttherapie, Hypnotherapie und Zen-Meditation).

Inzwischen ist die DBT auch für andere Störungsbilder angepasst worden: so z.B. für Essstörungen, für Posttraumatische Belastungsstörung, für Sucht, für Depression etc.

Das Wissen der DBT über Emotionen, aber auch über die strukturgebenden Gestaltungsmöglichkeiten in der Therapie (z.B. die Tagebuchkarte), sind meiner Ansicht nach auch für die Therapie vieler anderer Störungsbilder gut nutzbar.